Studie: Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran – Reduktionprogramm der Bundesregierung unzureichend

Limo, Cola, Brause – Softdrinks gelten als Treiber fĂŒr Übergewicht und Diabetes. Eine neue Studie zeigt: Der durchschnittliche Zuckergehalt ist in den vergangenen sechs Jahren nur um etwa zwei Prozent gesunken. Dabei hatte die Branche deutlich mehr versprochen.

Berlin, 21.02.2023. Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist in den Jahren 2015 bis 2021 lediglich um etwa 2 Prozent gesunken. Das zeigt eine Studie der Deutschen Allianz NichtĂŒbertragbare Krankheiten (DANK) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen der Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen (LMU) und der Technischen UniversitĂ€t MĂŒnchen (TUM), die heute in der Fachzeitschrift „Annals of Nutrition and Metabolism“ erschienen ist. Der Studie zufolge ist die GetrĂ€nkeindustrie nicht auf Kurs, die selbst gesteckten Ziele zur Zuckerreduktion zu erreichen. Im Rahmen der Nationalen Reduktionsstrategie des Bundesministeriums fĂŒr ErnĂ€hrung und Landwirtschaft (BMEL) ist vereinbart, den Zuckergehalt von Softdrinks von 2015 bis 2025 auf freiwilliger Basis um 15 Prozent zu senken.

„Die freiwillige Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran. Wenn sich der Trend so fortsetzt, wĂŒrde das Ziel ‚15 Prozent weniger Zucker‘ erst in Jahrzehnten erreicht“, resĂŒmiert Oliver Huizinga, Co-Autor der Studie und politischer GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). „So viel Zeit haben wir nicht! BundesernĂ€hrungsminister Cem Özdemir ist gut beraten, die Strategie seiner VorgĂ€ngerin nicht fortzufĂŒhren“, so Huizinga.

„ZuckergetrĂ€nke gelten als wesentlicher Treiber fĂŒr Adipositas und Diabetes“, sagt Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Appelle an die Industrie reichen nicht aus. Die Regierung muss endlich effektive Maßnahmen ergreifen, damit der Zuckergehalt in Softdrinks deutlich zurĂŒckgeht“, fordert Bitzer.

„Unsere Daten zeigen nicht nur ein langsames Reduktionstempo in Deutschland – sie zeigen auch, wie es anders geht. In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum um knapp 30 Prozent gefallen, bei Ă€hnlichen Ausgangswerten“, ergĂ€nzt Dr. Peter von Philipsborn, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler am Lehrstuhl fĂŒr Public Health und Versorgungsforschung der LMU. „Großbritannien hat 2018 eine Hersteller-Abgabe auf Softdrinks eingefĂŒhrt, um die Hersteller zu einer Zuckerreduktion zu bewegen. Dieser Ansatz hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen“, sagt Philipsborn.

Die damalige BundesernĂ€hrungsministerin Julia Klöckner hatte im Jahr 2018 die „Nationale Reduktionsstrategie“ fĂŒr Fertiglebensmittel ins Leben gerufen. In diesem Rahmen hat sich die GetrĂ€nkeindustrie freiwillig dazu verpflichtet, den absatzgewichteten Zuckergehalt von Softdrinks im Zeitraum 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Industrie bislang deutlich hinter diesem Ziel zurĂŒckbleibt. Rechnerisch hĂ€tte von 2015 bis 2021 eine Reduktion um 9 Prozent erfolgen mĂŒssen, um auf Kurs zu sein.

Der Studie zufolge lag der durchschnittliche absatzgewichtete Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland im Jahr 2015 bei 5,3 Gramm je 100 Milliliter und im Jahr 2021 bei 5,2 Gramm je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum von ebenfalls 5,3 Gramm je 100 Milliliter auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken. Die britische Regierung hatte 2018 eine Hersteller-Abgabe auf stark gezuckerte GetrĂ€nke eingefĂŒhrt, um den Zuckergehalt in Softdrinks zu senken.

Weltweit haben mittlerweile mehr als 50 Regierungen eine Abgabe oder Steuer auf ZuckergetrĂ€nke eingefĂŒhrt. Medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Weltgesundheitsorganisation, VerbraucherschĂŒtzer und auch Krankenkassen empfehlen seit Jahren die EinfĂŒhrung einer entsprechenden Regelung auch in Deutschland. Das BundesernĂ€hrungsministerium hatte im Mai 2022 gegenĂŒber der Lebensmittelzeitung angegeben, auf neue Erkenntnisse aus der Forschung zu warten und diese in die „Positionierung bezĂŒglich einer möglichen EinfĂŒhrung einer Zuckersteuer in Deutschland“ einzubeziehen.

FĂŒr die aktuelle Studie haben die Autor:innen Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet, das als fĂŒhrend in der Marktforschung fĂŒr VerbrauchermĂ€rkte gilt. In die Daten von Euromonitor fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und SchĂ€tzungen von Branchenexpert:innen ein.

Die Studie wurde finanziert aus Mitteln des Berufsverbands der Kinder und JugendĂ€rzte (BVKJ), der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft fĂŒr ErnĂ€hrungsmedizin (DGEM), der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Sozialmedizin und PrĂ€vention (DGSMP), der Deutschen Herzstiftung, der LMU und des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

+++ Grafik in hochauflösend zum Download unter: https://t1p.de/0v1pf +++

WeiterfĂŒhrende Informationen:

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Deutsche Allianz NichtĂŒbertragbare Krankheiten (DANK)

Die Deutsche Allianz NichtĂŒbertragbare Krankheiten (DANK) ist ein WissenschaftsbĂŒndnis aus 21 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, VerbĂ€nden und Forschungseinrichtungen, das sich fĂŒr Maßnahmen der VerhĂ€ltnisprĂ€vention zur Verhinderung von Krankheiten wie Adipositas, Diabetes, Krebs und Herz-Kreislaufkrankheiten einsetzt. www.dank-allianz.de

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) ist GrĂŒndungsmitglied von DANK.

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Pressekontakt:

Deutsche Allianz NichtĂŒbertragbare Krankheiten (DANK)
c/o Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Oliver Huizinga, Strategie und Kommunikation
Tel.: 01515 127 19 21
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